Veranstaltungsrückblick „Vielfaltskompetente Verwaltung: Anspruch und Wirklichkeit“

Moderne Verwaltungen zeichnen sich nicht nur durch Digitalisierung aus. Vielmehr reagieren sie auf gesellschaftliche Entwicklungen und Ansprüche, die aus einer vielfältigen Gesellschaft entstehen. Dabei sind Vielfaltskompetenz und Teilhabe für Mitarbeitende und Bürger*innen auch in Sachsen-Anhalt Schwerpunkt dieser Veränderungen. Wie können sich dahingehend Verwaltungen nachhaltig interkulturell offen und vielfaltskompetent etablieren?

 

Um diese Fragen ging es bei der digitalen Auftaktveranstaltung der IKOE-Weiterbildungsreihe „Vielfaltsmontag: Verwaltung neu (er)leben“, zu der die Projekte IKOE-Fachstelle Interkulturelle Orientierung und Öffnung Sachsen-Anhalt und die Servicestelle IQ „Interkulturelle Beratung und Trainings“ Magdeburg der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. gemeinsam mit dem Integrations- und Gleichstellungsbüro Dessau-Roßlau am 22. März 2021 im Rahmen der Antirassismuswochen eingeladen hatten.

 

Das Thema des Austauschs lautete „Vielfaltskompetente Verwaltung: Anspruch und Wirklichkeit“. Vor ihren Bildschirmen kamen zahlreiche Vertreter*innen vom Umweltbundesamt, der Hochschule Anhalt, dem Städtischen Klinikum Dessau-Roßlau, dem Anhaltischen Theater Dessau, der Hochschule Harz und weiterer Einrichtungen zusammen. 

 

„Wir freuen uns sehr, mit der Veranstaltung auf breites Interesse zu stoßen. Ziel war es für uns, nicht nur fachlichen Input und Austausch zu ermöglichen, sondern mit Best-Practice Einblicken  von Dr. Katja Michalak aus der Hochschule Harz und Claudia Heß von der Stadtverwaltung Dessau-Roßlau Entwicklungen in Sachsen-Anhalt zu beleuchten“, erklärte IKOE-Mitarbeiterin Katja Paulke.

 

Vieles bereits initiert

 

In zwei Vorträgen gaben Dr. Nora Ratzmann vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung sowie Andreas Merx von der IQ Fachstelle Interkulturelle Kompetenzentwicklung und Antidiskriminierung Einblicke in Bedarfe, Potenziale und Herausforderungen einer vielfaltsorientieren Verwaltung. Hierbei zeigte sich, dass Vieles bereits initiiert ist und sich viele Kommunen am Anfang eines Veränderungsprozesses befinden. Die Referent*innen machten zugleich darauf aufmerksam, dass vor den Institutionen noch ein weiter Weg stehe, denn viele Aktionen beschränken sich auf kurzfristige Maßnahmen, wie zum Beispiel dem Angebot von Weiterbildungen als erste Impulse.

 

Bürger*innen, Mitarbeitende und der Standort sollen profitieren

 

Wichtig sei im Folgeschritt, aus diesen Impulsen langfristige Veränderungen zu gestalten sowie bestehende Strukturen inklusiver zu gestalten. Dabei könnte eine Organisationsentwicklung, die interkulturelle Öffnung als langfristige Querschnittsaufgabe der Verwaltung begreift und die Ansätze aus Antidiskriminierung, Intersektionalität und Inklusion einbezieht, langfristig zum Vorteil der Verwaltungen selbst werden. Dabei sollen sowohl Bürger*innen als auch Mitarbeitende profitieren. Eine vielfaltskompetente Verwaltung bringt langfristig positive Effekte, die sich zum Beispiel in den Bereichen der Fachkräftesicherung, Standortattraktivität, Gesundheitsfürsorge der Arbeitnehmenden sowie im Bereich von Innovationprozessen zeigen. Es wurde dabei deutlich, dass diese Ausrichtung auch positive Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer Stadtgesellschaft haben kann und eine dahingehende Verantwortung von Verwaltungen besteht.  

 

„Dessau-Roßlau als Standort sowie die vor Ort wirkenden Verwaltungen haben das Potenzial, aber auch die Pflicht, den hier lebenden und neu zuziehenden Bürger*innen bestmögliche Unterstützung anzubieten. Dabei gilt es, Barrieren und Hindernisse zu entdecken und zu beseitigen und auf die veränderten Lebensbedingungen und Lebensentwürfe der Bürger*innen einzugehen. Diese Veränderungsprozesse benötigen Unterstützung und Ressourcen. Umso mehr freut es uns, dass sich in Dessau-Roßlau gleich mehrere Verwaltungen auf den Weg machen, um das Thema Diversität mehr in den Fokus zu rücken und an einer weltoffenen und vielfältigen Haltung zu arbeiten, die unserer Doppelstadt und vor allem ihren /oder deren Einwohner*innen gerecht wird”, beschreibt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dessau-Roßlau, Claudia Hess, die Vision einer weltoffenen Stadt Dessau-Roßlau.

 

Veranstaltung erlebte rege Beteiligung

 

Im digitalen Raum wurde aber nicht nur zugehört, sondern auch aktiv diskutiert. Wie können zum Beispiel Führungskräfte noch besser für Veränderungsprozesse begeistert werden? Wie kann ein interkulturell offenes Personalmanagement gefördert und eine vernetzte Verwaltung gestaltet werden?

In den Diskussionsräumen zeigte sich, dass der Kommunikation eine wesentliche Schlüsselrolle zukommt. Dabei geht es nicht darum, die EINE Maßnahme zu finden, sondern vielmehr, einen individuellen Mix aus verschiedenen Angeboten und Maßnahmen zu schaffen, die dabei nicht nur auf Personen gerichtet sind, sondern vor allem auf die Verwaltungsstrukturen selbst abzielen.

 

Für alle Verwaltungen, die am Startpunkt dieses Prozesses stehen, kann zum Beispiel der „Kommunen-Selbstcheck: Standortbestimmung zu Interkultureller Öffnung“ des IQ Netzwerkes ein gutes Analyse-Werkzeug sein, um erste Schritte zu priorisieren und zu analysieren. Außerdem ist eine ganzheitliche und bedarfsorientierte Teilhabe von Mitarbeitenden, Führungskräften und Bürger*innen für einen gelingenden Veränderungsprozess nötig.

 

Die Stadtverwaltung Dessau-Roßlau ist mit ihrem Vielfaltsbündnis mit den Verwaltungen der Hochschule Anhalt und des Umweltbundesamtes auf dem Weg zu einer vielfaltsoffenen Kommune. In den nächsten Jahren werden sie gemeinsam mit der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. im Rahmen einer Prozessbegleitung und der IKOE-Weiterbildungsreihe „Vielfaltsmontag: Verwaltung neu (er)leben“ sowie vielen weiteren Angeboten zusammenarbeiten.